Präsentation im KULMERHAUS

Laudatio bei der vernissage zur ausstellung

von michael unterluggauer

am 2. Dezember im kulmerhaus in hopfgarten

 

Der walli hat schon gewusst, warum er den felbertauerntunnel so forciert hat – damit leute wie der michael unterluggauer öfter nach nordtirol kommen. Spaß beiseite – lieber michael, wir sind froh, dass es heute diese begegnung mit dir gibt. Ich sage bewusst begegnung, denn so lautet ja der untertitel dieser ausstellung („neue arbeiten ist ein bisschen banal“) – begegnungen mit dem michael sind immer ein erlebnis – sein humor, sein schmäh – der sofort vom feuer der begeisterung übersprüht wird, wenn er auf seine werke zu sprechen kommt. Und ungewöhnlich ernst hat er selbst den begriff „begegnung“ charakterisiert. Ich zitiere:

 „das leben ist nichts anderes als eine kettenreaktion von seelischen, körperlichen, geistigen begegnungen im sekundentakt (begegnungen mit menschen, situationen, problemen,  angst- und glückszuständen, …), beginnend mit dem ersten blick auf diese welt und endend mit einem erlebnis, das keine wissenschaft noch wirklich durchschaut hat.

Somit ist für mich klar, und das versuche ich auch in meinen bildern seit jeher zu transportieren: das augenblickliche befinden des menschen entspricht der summe von begegnungen unterschiedlicher qualität und intensität und den daraus resultierenden erkenntnissen.

Jedes  aufeinandertreffen schreibt sich – nach ermessen des unbewussten – in das lebenstagebuch und hinterlässt spuren, deren anzustrebende lebensbejahende aufarbeitung gegenwart und zukunft des individuums bereichern. Als maler bin ich bestrebt zeitlose themen zu bearbeiten. Nicht alles zeitlose aber ist in den unterschiedlichen gesellschaftsformen auch aktuell. qualität und intensität diverser erfahrungen sind ursächlich entscheidend für die befindlichkeit des menschen - ganz sicher aber für mich.

Wow! – er ist auch ein philosoph, der michael.

 

Ich möchte aber mit einem anderen zitat in meine laudatio einsteigen:

 

„Der maler hat das glück, eine schweigsame kunst zu betreiben,
eine kunst ohne spektakel. Spektakel wird ohnehin genug gemacht!“

Das zitat stammt von herbert boeckl und diesen nennt der künstler, dessen werke wir heute begeistert inhalieren, als sein großes vorbild. „es gibt viele verdammt gute künstler, aber zwei liegen mir besonders am herzen – herbert boeckl und  antonin tàpies“, hat mir der michael bei unser ersten begegnung erzählt. Wie böckl entwickelte der michael  einen eigenständigen, stark expressiven stil, der in einer randzone des "geradenochgegenständlichen" einzuordnen ist.

Und der katalane tàpies kam nach dem studium eines taoistischen meditationsbuches zur auffassung, dass kunst intensiv nur dann erlebt werden kann, wenn zwischen dem kunstwerk und dem, der es wahrnimmt, ein austausch von energie erfolgt. Im klartext: der betrachter muss sich mit dem kunstwerk aktiv identifizieren. Womit mir klar ist, warum sich der michael unterluggauer als seelenverwandter von tàpies fühlt. Denn auch er sieht seine bilder als energiespeicher – seine energie fließt beim malen in seine bilder und überträgt sich von dort auf den betrachter. Vertieft euch in eines der bilder, lasst es auf euch einwirken, dann versteht ihr, was ich meine.

Zurück zu den wurzeln: aus dem unterluggauer musste erst der künstler unterluggauer werden. Bereits als fertiger hauptschullehrer  hat er  auch noch die prüfung für das fach bildnerische erziehung abgelegt. Lehrer und prüfer war ein mann, der ihm auch guter freund wurde: prof. Adolf luchner. Als langjähriger freund desselben wage ich die  behauptung, dass die beiden – der adi lebt ja nicht mehr – ebenfalls eine seelenverwandtschaft verband. Der adi hat all seinen schülern einen satz ins stammbuch geschrieben, den  auch unser heutiger künstler beherzigtet: „man muss sein leben lang pubertieren.“  schau oba, adi – der michael ist nicht stehengeblieben – er pubertiert (künstlerisch gesehen) noch immer.

Ich konnte phasen dieses pubertieren übrigens live beobachten. Das ist die dritte ausstellung von michael unterluggauer, die ich hautnah und – als laudator – intensiv erlebe.  Bilder des michael unterluggauer sind nie austauschbare massenware – sie sind unverwechselbar, einzigartig, jeder, der irgendwo eines hängen sieht, wird auf anhieb sagen: das ist ein unterluggauer. Was wie ein widerspruch klingt, ist keiner – der michael blieb und bleibt sich treu – auch im suchen nach vollkommenheit. „ich empfinde fast so etwas wie angst, wenn ich vor die noch weiße leinwand trete“, gestand er mir einmal bei einem atelierbesuch, „es ist wie ein kampf mit den elementen und kostet energie. Wenn ich dann merke, dass diese energie auf den betrachter überspringt, dann weiß ich, dass ich ein gutes werk geschaffen habe.“ was ihm und damit auch uns guttut: er kann ohne zwänge arbeiten: „ich bin frei, weil ich nicht von meiner kunst leben muss“, betont er auch selbst. Auch diese ungebundenheit, dieses freisein von stilistischen zuordnungen oder strömungen mag ein geheimnis der kunst von michael unterluggauer sein. Er beherzigt, was ihn auch an anderen stört: „man darf sich selbst nie zu wichtig nehmen…“  zwischenbemerkung: wir nehmen dich wichtig, michael.

 

Der titel „begegnungen“ ist übrigens auch auf die art des malens von michael unterluggauer anzuwenden: er „begegnet“ seinen bildern mehrmals, weil er – in zeitlichen abständen – manche seiner bilder weiterentwickelt, überarbeitet, nachbearbeitet. Auch dieser wesenszug michael unterluggauers zählt zu seinen künstlerischen besonderheiten – das streben nach dem spiegelbild dessen, was er mit seinem inneren auge erfasst – von andre heller wissen wir ja: die wahren abenteuer sind im kopf…  

 

Bei früheren bildern war es noch das unterluggauer-rot, das mich faszinierte. Die farbskala ist vielschichtiger geworden. Manche bilder – das grün der frau pia, das rot der kindesmutter - sind eruptionen unterluggauer’schen feuers. Dazwischen – ruhiger, ich bin versucht zu sagen, entschleunigend wirkend, gelb-, ocker- und grautöne. Letztere bilden übrigens eine harmonische symbiose mit der einzigartigen architektur dieses kellers. „ich bin ruhiger, gelassener geworden – das wirkt sich auch in meinen jüngsten bildern aus“, erklärte mir der michael auf meine diesbezügliche frage. Gelassener – naja, wenn ich ihn mir so anschaue, habe ich so meine zweifel… wobei es klar ist, dass die jeweilige stimmungslage beim griff zur farbtube eine rolle spielen mag. 

 „die realität gibt es bereits – wir künstler müssen eine geistige gegenwelt schaffen“, hat ferdinando botero einmal gesagt. Ich möchte das botero-zitat ergänzen: „so wie es auch michael unterluggauer tut.“  und noch ein letztes zitat sei mir gewährt (es gibt so viele gescheite menschen, die etwas gescheites gesagt haben): „leben geschieht durch etwas noch nie erforschtes, nie wirklich erforschbares. Einen kleinen funken dessen in die kunst zu transportieren ist das eigentliche, nicht erlernbare - und kann – in glücklichen stunden – nur durch das völlig unbewusste bruchstückhaft geschehen.“ das zitat stammt – von michael unterluggauer.

 

Ich danke für ihre aufmerksamkeit                                                   peter hörhager