„Leben geschieht durch etwas noch nie Erforschtes, nie wirklich Erforschbare. Einen kleinen Funken dessen in die Kunst zu transportieren ist das Eigentliche, nicht Erlernbare und kann - in glücklichen Stunden - nur durch das völlig Unbewusste bruchstückhaft geschehen.“
M.U.
Meiner Meinung wird seit Jahrzehnten das logische Denken in massiver Weise überbetont. Die linke Gehirnhälfte hat ihren Siegeszug angetreten und in weiten Bereichen schon gewonnen.
Wird aber nicht das Wahrnehmen damit zum Stiefkind unserer Zivilisation? Natürliche Reflexe, intuitives Handeln geraten auf die Verliererstraße. M.U.
Wenn ich ein Bild konzipiere, fällt mir oft folgender Ausspruch ein:
"Die Kunst ist verflucht schwer. Wenn man abends bei einer Flasche Wein sitzt, meint man, es müsse wie von selber gehen. Am nächsten Morgen, nüchtern vor der großen weißen Leinwand, die Sachen wieder aus dem Nichts zu holen, da ist einem ganz anders zumute." Max Beckmann
Manchmal gelingt es Bilder zu schaffen, die lebensvoll, lebensfroh, gefühlsbetont, hautnah, scharf, verwirrend, aufrüttelnd, aktuell, zeitlos, berührend sind.
Dies geschieht vor allem dann, wenn ich mit hoher Energie und Leidenschaft zu Werke gehe, das Atelier,
mein Gewand, die Hände, mein Gesicht – ein Meer von Farben zeigen.
Diese Lebensfreude möchte ich aber dann auch in der Ausstrahlung meiner Arbeiten spüren, die Energie ihrer Entstehung wird dann für immer im Bild gespeichert und stellt für mich ein
Qualitätszeugnis dar.
... durch positive Lebenseinstellung können wir wenigstens ein winziges Fleckchen dieser Erde ein bisschen lebenswerter machen (Dalai Lama).
„Das Leben ist nichts anderes als eine Kettenreaktion von seelischen, körperlichen, geistigen Begegnungen im Sekundentakt (Begegnungen mit Menschen, Situationen, Problemen, Angst- und Glückszuständen, …), beginnend mit dem ersten Blick auf diese Welt und endend mit einem Erlebnis, das keine Wissenschaft noch wirklich durchschaut hat.
Somit ist für mich klar, und das versuche ich auch in meinen Bildern seit jeher zu transportieren: Das augenblickliche Befinden des Menschen entspricht der Summe von Begegnungen unterschiedlicher Qualität und Intensität und den daraus resultierenden Erkenntnissen.
Jedes Aufeinandertreffen schreibt sich – nach Ermessen des Unbewussten – in das Lebenstagebuch und hinterlässt Spuren, deren anzustrebende lebensbejahende Aufarbeitung Gegenwart und Zukunft des Individuums bereichern. Qualität und Intensität diverser Erfahrungen sind ursächlich entscheidend für die Befindlichkeit des Menschen - ganz sicher aber für mich. Als Maler bin ich bestrebt diese Erkenntnisse in meinen Bildern zu verarbeiten.“
Das aktuelle Weltgeschehen führt uns das weitgehende Scheitern einer lebensbejahenden Aufarbeitung laufender Grenzüberschreitungen in jedweder Form vor Augen.
Ich erwarte mir das achtsame, wertschätzende Vorangehen von Entscheidungsträgern, schließlich lernt der Mensch ja am nachhaltigsten durch Nachahmung. Also gilt es die Chance auf eine positive Veränderung der Sprache, des Denkens, des Handelns zu nutzen, und zwar als Vorbild in Politik, Religion, Schule, Medien …!
Michael Unterluggauer
INTERVIEW MIT ROBERT HIPPACHER, ORF TIROL
R.H.: Rastlos ist Michael Unterluggauer auf der Suche nach Farben und Formen in seinen Werken. Bunte Flächen, mal abstrahiert, mal gegenständlich, aber in seinem für ihn typischen Stil. Michael Unterluggauer zeigt das, was sich eigentlich nicht zeigen lässt.
U.M.: In der Fotografie, auch in der zeitgenössischen Fotografie, bildet immer ein Objekt die Basis, das in der Wirklichkeit Platz findet. In der Malerei, in der Bildhauerei, in der Musik – die in manchen Bereichen m.E. stark der bildenden Kunst ähnelt – wird nicht ein Bildnis, nicht ein Abbild geschaffen, sondern in meiner, in des Kunstschaffenden Gedankenwelt Vorhandenes dargestellt. Und dieses Abbild der Gedankenwelt hat keinen Platz in der Realität, dafür aber auf der Leinwand, in der Skulptur, im Musikstück.
R.H.: Seit 45 Jahren widmet sich der frühere Hauptschullehrer und Direktor der Malerei. Dass er ein Talent für die Kunst hat, hat Michael Unterluggauer an der Schultafel entdeckt.
U.M.: Ich kann mich noch genau an die Situation erinnern, wie ich verzweifelt versucht habe zwei Schülern die Rechtsregel zu erklären. Alle Mittel scheiterten, und so versuchte ich zeichnerisch das Problem zu lösen. Als ich dann das fertige Bild betrachtete, dachte ich bei mir: “ Das wirst doch nicht du gezeichnet haben?“ Und dieses Erlebnis war der erste Kontakt zum eigenen Tun.
R.H.: Michael Unterluggauer aber ist kein Autodidakt, er ist stolz auf eine gediegene Ausbildung in der darstellenden Kunst. Sein Umgang mit Farben und Formen ist teils intuitiv, teils genau berechnet.
U.M.: Farbe wird spontan von mir eingesetzt, je nach Gefühlslage. Auf die Farbsymbolik wird immer gebaut und sie wird bewusst oder unbewusst verwendet, hinterher erkennt man, dass man gar nicht anders handeln konnte, da die Anweisungen vom Inneren her kommen, und das lässt sich wiederum nicht planen.
R.H.: Der Mensch steht jetzt oft im Mittelpunkt seiner bildnerischen Darstellung, ob Akt, Mutter mit Kind oder Clown. „Wir sind das, was wir erlebt haben“, sagt Michael Unterluggauer.
U.M.: Ich vermute, dass sich in mir so wie in allen Menschen dieses Planeten Prägungen aus der Kindheit, aus dem bisherigen Leben im Hinterkopf festsetzen. Diese Erfahrungen bilden dann die Grundlage der Lebensgestaltung.